Die Demokratisierung von schmückenden Accessoires
Lang ist’s her: Nur Adlige, reiche Kaufleute und Glückspilze konnten sich noch vor hundertfünfzig Jahren Schmuck leisten. Hergestellt aus Gold, Silber oder Platin und versetzt mit den erlesensten Edelsteinen, wie beispielsweise Diamanten, Rubine, Smaragde oder Bernstein, galten diese Schmuckstücke viel mehr, als wir uns heute vorstellen können. Denn natürlich komplettierte das Golddiadem oder der Diamantring auch das Outfit der tragenden Person. Aber die wesentliche kulturell-gesellschaftliche Aufgabe von Schmuck war die der Distinktion sozialer Schichten untereinander. Da Kaufleute es mit Geschick zu großem Reichtum bringen konnten, ihnen politische Rechte aber lange Zeit verwehrt blieb, bot das Tragen von teuren Kleidungsstücken eine Möglichkeit, sich zumindest gegen die ärmeren Standesgenossen abzugrenzen und hervorzutun. Daneben spielte auch oftmals familienintern das spezielle Schmuckstück eine bedeutende Rolle. Egal ob Siegelring oder Brosche, bei gewissen Stammbäumen achteten distinguierte Familien auf ihre symbolische Zusammengehörigkeit. Diese wurde oftmals in Form eines vererbbaren Schmuckstücks innerhalb der Familiendynastie weitergegeben. Somit blieb ärmeren Mitgliedern der Gesellschaft der Zugang zu höheren Schichten schon alleine deswegen verwehrt, dass sie kein Geld für die notwendige Kleidung hatten.
Mit dem Aufkommen des Modeschmucks änderte sich dies. Durch die Produktion gut aussehender aber in der Auswahl der Materialien nicht so erlesener Zierobjekte, konnten sich immer mehr Menschen Schmuck leisten. Hinzu kam, dass somit auch Mode einem breiteren Publikum erlebbar gemacht wurde. Wo sich zu Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. sich die neuesten Trends ausschließlich bei Hof in Versailles prägten und aufgrund ihrer Aufwendigkeit kaum anderswo zeigten, ist heute Mode für jedermann erschwinglich. Wenn man es darauf anlegt, kann man sehr schnell und relativ günstig seinen individuellen Style wechseln. Modeschmuck hilft dabei, denn in vielen Stilrichtungen spielt Schmuck eine wichtige Rolle als Akzent gebendes Accessoire. Da allerdings die „normale“ Schmuckproduktion ungehindert weitergeht, konnte durch die Einführung von schönem Modeschmuck lediglich der Personenkreis vergrößert werden, der sich an Schmuck erfreuen kann. Wer es darauf anlegt, kann auch heute noch erlesenes Schmuckgut erstehen und auch die Erbstücke finden nach wie vor, auch in vielleicht abgeschwächter Form, Verwendung beim Repräsentieren wichtiger Familien. Aber die Freude, sich mit einem schönen Gegenstand zu schmücken, wurde einem größeren Publikum zugänglich gemacht.
In diesem Sinne ist der Modeschmuckindustrie zu danken.